Bewegungsfiguren - Zeichnung, Zeichentrickfilm und Animation

Wie gelangt die Bewegung in die Figur? In meinem Dissertationsprojekt "Bewegungsfiguren - Zeichnung, Zeichentrickfilm und Animation" möchte ich mit der Übersetzung von anschaulichen Befunden die Organisation des Bildes jenseits der tradierten Dichotomie von Kino und Standbild über das Daumenkino als Scharnierstelle diskutieren. Überlegung ist, die Bewegungsfigur in Zeichnung und zeitlich bewegtem Bild im Hinblick auf Bewegung als wesentlichem Element von Körperkompetenz, aber auch als Kategorie des Bildlichen zu untersuchen. Beobachtet werden dabei Bewegungsweisen, Formen und Techniken wie Wahrnehmung und Darstellung, bzw. Visualisierung.
Die Bewegungsfigur als ein geometrisches Linien- oder Gelenkschema des Menschen, einem Punkt- oder Strichmenschen findet sich nicht nur in der Kunst der Gegenwart, vielmehr ist sie in der Proportions- und Bewegungslehre grundlegendes Darstellungsinstrument, das Gelenk- und Teilungspunkte illustriert, Biegungs- oder Drehpunkte als Bewegungspunkte wie als zeitliche Imaginationspunkte impliziert. Anhand der Sichtbarkeit der Werke wird nach dem zeitlich-flüchtigen Phänomen der Bewegung gefragt: Wie ist der Zusammenhang von Bild und Bewegung zu denken? Wie ist das scheinbar Statische im Bild in der Verschränkung von stasis und kinesis auf spezifische Weise durch Bewegung bestimmt? Welche Rolle nimmt die Bewegungsfigur als einem Wechselspiel von Bewegungslatenzen und Stabilitätsvorgabe in Bezug auf die veränderte Bildlichkeit ein?